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Digitale Musik Edition / Digital Music Edition

e-sequence - Digitale und multimediale Edition der Sequenzen Notkers des Stammlers (ca. 840-912)


Hildegard von Bingen "Nisi enim ab homine memoria teneantur, soni pereunt, quia scribi non possunt: Wenn sie nämlich nicht von den Menschen im Gedächtnis behalten werden, vergehen die Töne, weil man sie nicht aufschreiben kann.“

So schreibt der Kirchenlehrer Isidor von Sevilla um 625 in seinen „Etymologien“, als noch keine Notenschrift bekannt war. Im Zeitalter der Karolinger im 9. Jahrhundert wurde mit den Neumen dann eine Notenschrift entwickelt, die den liturgischen Gesang der Kirche, den so genannten Gregorianischen Choral, aufzeichnen konnte – wenn auch nicht in der konkreten Tonhöhe, so doch im agogischen Verlauf. Eines dieser Zentren für das Aufschreiben von Musik war das Kloster Sankt Gallen und heute noch legen die wertvollen Musikhandschriften, wie sie in großer Zahl in der Stiftsbibliothek Sankt Gallen gehütet werden, Zeugnis davon ab.

Obwohl der Klang der Musik, wie er im 9. und 10. Jahrhundert das Kloster Sankt Gallen erfüllte, längst verklungen ist, bieten die Sankt Galler Handschriften wertvolle Anhaltspunkte, diesen heute wieder zum Leben zu erwecken. Durch ein sorgfältiges Studium der Handschriften ist es möglich, die Musik des Gallusklosters so weit als möglich zu rekonstruieren.
Ein solches Projekt stellt die CD-Einspielung Notker Balbulus – Sequenzen, Tropen und Gregorianischer Choral aus dem Kloster Sankt Gallen dar, die in Zusammenarbeit zwischen der Stiftsbibliothek Sankt Gallen (Stiftsbibliothekar Prof. Dr. Ernst Tremp), dem Südwest-Rundfunk Tübingen (SWR, Frau Dr. Anette Sidhu-Ingenhoff), dem Label Christophorus, dem Musikwissenschaftlichen Institut der Universität Tübingen (Prof. Dr. Stefan Morent) und dem Ensemble Ordo Virtutum für Musik des Mittelalters (Ltg.: Stefan Johannes Morent) entstand.

Hildegard von Bingen Sie dokumentiert das Schaffen von Notker Balbulus (dem „Stammler“), der als einer der herausragenden Dichter-Musiker im Galluskloster im 9./10. Jahrhundert wirkte und vor allem die Gattung der Sequenz ins Leben rief, die in der Liturgie nach dem Alleluia gesungen wird. Die ältesten Handschriften mit Notkers Werken liegen heute noch in der Stiftsbibliothek.
Besonderes Augenmerkt galt hierbei der Rekonstruktion der Melodie durch Vergleich zahlreicher Handschriften und der Umsetzung von Feinheiten der gesanglichen Interpretation, wie sie von speziellen Neumenzeichen angezeigt wird.
Hildegard von Bingen Bereits zu Beginn dieses Aufnahme-Projekts bestand der Plan, die nun wieder zum Klingen erweckte Musik mit den Handschriften zusammen zu führen. Hierfür bestehen im Fall von Sankt Gallen besonders gute und einmalige Voraussetzungen, da alle in Frage kommenden Handschriften bereits innerhalb des international sehr beachteten Projekts e-codices an der Universität Freiburg/Schweiz (Ltg: Prof. Dr. Christoph Flüeler) digitalisiert wurden.
In einem ersten Schritt wurden deshalb auf einer das Projekt begleitenden Seite des SWR einzelne Stücke der CD mit Bildern aus dem e-codices-Projekt kombiniert, so dass die Besucher der Website zur erklingenden Musik auch einzelne Seiten der Handschriften betrachten können.
Eine dauerhaft befriedigend Lösung bietet diese Projekt-Seite allerdings noch nicht: Denn zum einen stehen nur einzelne Stücke in Ausschnitten bereit, zum anderen sind die Handschriften-Seiten statisch, d.h., sie wechseln nicht synchron mit der Musik.
Hildegard von Bingen In einem gemeinsamen Projekt zwischen der Stiftsbibliothek Sankt Gallen, dem e-codices-Projekt an der Universität Freiburg/Schweiz, dem SWR Tübingen und der Universität Tübingen sowie dem Christophorus-Label sollen deshalb die eingespielten Sequenzen Notkers nun dauerhaft und dynamisch mit den entsprechenden Digitalisaten der Handschriften verbunden werden.
Die Rechte für die Bereitstellung und Verwendung der Bilder sowie der Aufnahme sind als wichtige Voraussetzung für die Durchführbarkeit des Projekts durch die beteiligten Partner geklärt. Zudem wird eine weitere wichtige Handschrift für die Sequenzen Notkers, Codex 121 aus dem Kloster Einsiedeln, in Kürze ebenfalls über e-codices verfügbar sein.

Von programmiertechnischer Seite wurde hierzu eine eigene Website erstellt werden, deren Oberfläche den Benutzern einen intuitiven und einfachen Zugang zu den Handschriften und den Audio-Aufnahmen erlaubt. Intern werden die verschiedenen Handschriften so mit den einzelnen Aufnahmen verlinkt, dass ein synchroner Seitenwechsel auch bei wechselnden Handschriften-Bildern ermöglicht wird.

Im Gegensatz zu anderen UNESCO-Weltkulturerbe-Stätten wie dem Inselkloster Reichenau oder dem Kloster Lorsch sind in Sankt Gallen fast alle mittelalterlichen Handschriften noch vor Ort vorhanden. Zunehmend gewinnt der Schutz originaler Handschriften durch die Arbeit mit Digitalisaten, die Verfügbarkeit von Texten und Bildern im Web sowie neue Ansätze der Forschung durch multimediale Verknüpfungen an Bedeutung.

Das Projekt versteht sich als Beitrag und gleichzeitig Erweiterung hierzu. Durch die Verknüpfung mit Audio-Material entsteht ein weiterer Schritt hin zu einer virtuellen multimedialen Klosterbibliothek. Für die Wissenschaft und interessierte Benutzer erschließt sich damit der geistige Horizont eines bedeutenden Bildungszentrums des Mittelalters wie Sankt Gallen.

Anschlussmöglichkeiten bestehen in Form übergreifender Projekte, wie etwa der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Datenbank Manuscripta mediaevalia oder der Datenbank Europeana zur Digitalisierung des kulturellen Erbes Europas.
Erweiterungen in Hinblick auf die Einbindung einer digitalen Edition der Sequenzen sind möglich und für die nächsten Projektschritten in Planung.

Das Projekt versteht sich als Beitrag auf dem Gebiet der Digital Humanities, um kulturelles Erbe und zukünftige Techniken sinnvoll und innovativ miteinander zu verknüpfen.

Das Projekt e-sequence ist nun online zugänglich.



Nachrichten

Januar 2013

Fertigstellung des Projekts e-sequence

Das Projekt wurde fertig gestellt und ist nun online.

März 2012

Beginn des Projekts e-sequence

Das Projekt hat seine Arbeit aufgenommen und befindet sich in der Entwicklung der Web-Umgebung.

März 2012

Zweiter Förderantrag für Projekt e-sequence erfolgreich

Auch der zweite Förderantrag bei der Accentus-Stiftung/CH wurde positiv beschieden.

Juni 2011

Erster Förderantrag für Projekt e-sequence erfolgreich

Der erste Förderantrag bei der Ernst Göhner-Stiftung/CH wurde positiv beschieden. Mit dem zweiten Förderbescheid ist im November 2011 zu rechnen.

April 2011

Förderanträge Projekt e-sequence

Die Förderanträge für das Projekt e-sequence wurden bei zwei Schweizer Stiftungen eingereicht.

Februar 2011

Projekt-Planung


Die Projektpartner für e-sequence treffen sich zu einem Austausch und zur Planung des Projekts in der Stiftsbibliothek St. Gallen.

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