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monoPolyphon

Wege zur Mehrstimmigkeit


Um das Jahr 1000 zeugen Handschriften aus Frankreich und England von einem revolutionären Schritt, der die europäische Musikkultur einzigartig lenken sollte: Die mehrstimmige Fassung des einstimmigen Chorals.
Dabei handelt es sich zunächst nicht um Polyphonie im Sinne selbständiger Stimmen, sondern gleichsam um die Entdeckung einer neuen Perspektive in der Musik.

Die Kunst des so genannten Organums findet sich bereits in musiktheoretischen Schriften des 9. Jahrhunderts wie dem berühmten Traktat Musica enchiriadis beschrieben.

Als Beispiele für diese frühen Formen des Organums dienen in unserem Programm drei Sequenzen, die mit dem Inselkloster Reichenau im Bodensee verbunden sind.

Bereits um die Jahrtausendwende werden die eher schematischen Vorgaben der Theoretiker kompositorisch adaptiert und kreativ erweitert, so in den Organa verschiedener um 1000 geschriebener Handschriften aus Chartres.

Aus dieser Kunst heraus, die von speziell ausgebildeten Sängern ausgeübt wurde, entfaltet sich im 12. und 13. Jahrhundert eine Vielfalt von mehrstimmigen Verfahren und Stilen, die die möglichst prachtvolle Ausgestaltung der Liturgie zum Ziel haben.

Ein Zentrum dieser Aktivitäten bildet der nordfranzösische Raum, aus dessen Tradition auch die Organa des so genannten Codex Calixtinus stammen.

Die Kunst des Organums erreicht ihren Höhe- und Endpunkt um 1200 in den monumentalen, klangprächtigen, vierstimmigen Organa von Perotin zum Weihnachtsfestkreis an Notre Dame in Paris, die den aufstrebenden Pfeilern der gotischen Kathedralen ähneln, in denen diese Musik erklang.


Codex Calixtinus | "Congaudeant Catholici"

Notre Dame | "Dic Christi veritas"




Weiterführende Informationen:
  • Programminformationen:

    • 6 Sänger, a capella; geeignet für kleinere bis mittlere Kirchenräume.

  • Aufführungen:

    • 19. 09. 2015, 19h
      Kapel Zusters onder de Bogen, Maastricht

    • 20. 12. 2009, 13h und 15h
      The Cloisters/New York

    • 21. 09. 2007, 19h
      Fabian-Stift Hornbach

    • 21. 07. 2007, 18:30h
      Klosterkirche Bebenhausen

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